In diesem Sommer wird der schweizerisch-französische Künstler Julian Charrière das historische, derzeit im Umbau begriffene Basler Warenhaus Globus durch ein grenzüberschreitendes Kunstwerk verwandeln: Er schlägt eine Brücke zwischen der von Bergen geprägten Schweizer Landschaft und einem Nebelwald in den ecuadorianischen Westanden, um Menschen über grosse Entfernungen hinweg miteinander zu verbinden. Die Intervention im öffentlichen Raum lädt die Basler Bevölkerung sowie die Besucherinnen und Besucher dazu ein, mit ihrer aktiven Teilnahme eine Schutzfunktion zu übernehmen, indem sie einer bedeutenden CO2-Senke und einem gefährdeten Biodiversitäts-Hotspot der Erde ihre Stimme leihen.
Calls for Action ist der zweite Teil des «Globus Public Art Project»: Im Rahmen des drei Jahre währenden Umbaus seines ikonischen Warenhauses am Basler Marktplatz lädt Globus in Zusammenarbeit mit der Fondation Beyeler Künstlerinnen und Künstler ein, neue ortsspezifische Kunstwerke zu konzipieren und zu realisieren, die sich sowohl mit dem Bauwerk als auch dem Publikum auseinandersetzen.
Julian Charrière verbindet in Calls for Action Kunst im öffentlichen Raum mit Landschaftsschutz, indem er eine Live-Schaltung zwischen der Stadt Basel und einem Nebelwald in den ecuadorianischen Westanden einrichtet, um auf die globale Vernetzung ebenso wie auf die Umweltbelastungen hinzuweisen, die für unseren Planeten lebenswichtige Ökosysteme gefährden. Mit einem an der Fassade des Warenhauses angebrachten grossformatigen Bildschirm öffnet das Projekt ein Echtzeit-Fenster mitten hinein in die üppige Biodiversität einer bedrohten Ökoregion. Um zur Kommunikation und Interaktion zu ermutigen, wurde auf dem Marktplatz eine Telefonzelle installiert, in der die Besucherinnen und Besucher zum Hörer greifen und das weit entfernte Ökosystem sowohl hören als auch selbst in es hineinsprechen können. Indem sich so die Möglichkeit eröffnet, eine engere Beziehung zwischen Stadt und Urwald herzustellen, regt Calls for Action zu einer Begegnung an, die über das blosse Betrachten hinausgeht: Wir können unsere Stimme nicht nur im Regenwald, sondern auch zu seinen Gunsten erheben.
Durch diese kollektive Erfahrung will Julian Charrière neue weltweite, über die Grenzen unserer unmittelbaren Umgebung hinausreichende Verbindungen schaffen und deutlich machen, dass Kunst durchaus als Mittel zur aktiven Auseinandersetzung mit Umweltthemen jenseits der Alltagserfahrung taugt. Dabei geht es ihm in erster Linie um dringliche Anliegen wie die Eindämmung der Abholzung, ökologische Verantwortung und die nachhaltige Bewirtschaftung des Regenwalds.
Die Erhaltungsmassnahmen von Calls for Action werden in Zusammenarbeit mit Art into Acres, Re:wild und der Fundación de Conservación Jocotoco durchgeführt.
Julian Charrière Calls for Action, 2024 Behind the scenes in Western Andean Cloud Forest, Ecuador Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn, Germany Photographer: Alcuin Stevenson
Julian Charrière Calls for Action, 2024 Installationsansicht, Globus Public Art Project, Basel, 2024 Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn, Germany; 2024, ProLitteris, Zürich Foto: Mark Niedermann
Julian Charrière ist ein französisch-schweizer Künstler, der in Berlin lebt und arbeitet. Charrières künstlerische Praxis verbindet Bereiche der Umweltwissenschaften und Kulturgeschichte und seine Projekte, die Performance, Skulptur und Fotografe umfassen, sind oft das Ergebnis von Feldforschungen an abgelegenen Orten, an denen sich besondere geophysikalische Identitäten herausgebildet haben, wie zum Beispiel Vulkane, Eisfelder und radioaktiv verstrahlten Testgelände. Seine Herangehensweise refektiert über den Mythos der Suchwanderung und ihren Objekten in dem Zeitalter der Globalisierung. Charrières bisherigen Arbeiten erforschen post-romantische Konstruktionen des Naturbegrifs, indem sie Spannungen zwischen tiefenzeitlich-geologischen und menschbezogenen Zeitskalen inszenieren. Häufg in Zusammenarbeit mit Komponist:innen, Wissenschaftler:innen, Ingenieur:innen, Kunsthistoriker:innen und Philosoph:innen, erfassen seine Interventionen, die sich an der Grenzlinie von Mystizismus und Materialität bewegen, unsere belastete Beziehung mit Orten, provozieren und laden gleichzeitig zum kritischen Nachdenken über unsere Traditionen der Wahrnehmung, Darstellung und Auseinandersetzung mit der natürlichen Umwelt ein.
Julian Charrière
Not All Who Wander Are Lost, 2019 Towards No Earthly Pole, 2019 Pure Waste, 2021
Installation View, Erratic, SFMoMA, San Francisco, USA, 2022
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn, Germany
Photo by Katherine du Thiel
Julian Charrière
And Beneath It All Flows Liquid Fire, 2019 Metamorphism, 2016
Installation View, Towards No Earthly Pole, Aargauer Kunsthaus, Aarau, Switzerland, 2020
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn, Germany
Photo by Jens Ziehe
Julian Charrière
An Invitation to Disappear - Bengkulu, 2018
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn, Germany
Julian Charrière
Panchronic Garden, 2022
Installation view, Controlled Burn, Langen Foundation, Neuss, Germany, 2022
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn, Germany
Photo by Till Bovermann
Julian Charrière
The Blue Fossil Entropic Stories III, 2013
Copyright the artist; VG Bild-Kunst, Bonn, Germany